Der Tanz der Wurzeln und des Stahls – Zwerge gegen Waldelfen
Der Herbstwind trug den Duft von nassem Laub und kaltem Stein, als sich im Schatten uralter Mauern und zerfallener Türme zwei Heere begegneten, wie sie unterschiedlicher kaum sein konnten. Auf der einen Seite die Wälder, lebendig geworden im Zorn: Thalendril Sturmgeweih, Fürst der Jagd und Bezwinger der Bestien, schwang sich auf den Rücken seines Drachen, während Dryaden, Schrate, Kampftänzer und der gewaltige Baummensch auf den Ruf der Alten antworteten. Ihnen zur Seite die Nebelpfeile von Khul Hadar, legendäre Kundschafter, deren Pfeile schon so manchen Feind ins Grab gesandt hatten.
Ihnen gegenüber die Kinder der Berge: Dwinbar Feuerbart, Runenmeister von nicht geringem Ruhm, thronte auf dem Amboss der Verdammnis. Um ihn scharten sich Klankrieger, Eisenbrecher und die furchtlosen Eisenspeier. Ihre Reihen wurden durch das Grollen zweier Kanonen und die scharfen Bolzen der Armbrustschützen gedeckt, alles beaufsichtigt von einem mürrischen, aber nicht untüchtigen Meistermaschinisten.
Die Waldelfen begannen ihr Werk wie Schatten. Dryaden und Schrate suchten die Flanken, doch die Zwerge – misstrauisch wie eh und je – hatten das Gelände so gewählt, dass kein Hinterhalt fruchten konnte. Thalendril und sein Drache aber kümmerten sich nicht um Taktik. Mit donnerndem Flügelschlag überquerte das Ungeheuer die Zwergenfront, schlug sich in die erste Kanone und verschlang den Maschinisten mitsamt Werkzeugkasten. Dann, von Blutdurst getrieben, zerfetzte es den Amboss selbst – und mit ihm Dwinbar Feuerbart, den Runenmeister, der mit letzter Kraft noch ein paar Flüche in das Buch des Grolls kratzte, ehe er von den Klauen der Bestie zu Boden gestampft wurde.
Doch die Natur selbst erwies sich nicht als unaufhaltsam. Zwei Einheiten Dryaden stürmten gegen die Armbrustschützen – und fanden ihr Ende im kalten Stahl der Zwergenbeile. Triumphierend standen die Schützen über einem Hügel aus gesplittertem Holz, nur um im nächsten Atemzug vom uralten Baummenschen gewürgt zu werden. Seine Ranken packten sie, zerdrückten Brustkörbe und brachen Knochen, bis nur noch ein Häuflein Überlebender zurückblieb.
Die Kampftänzer, flink wie Schatten, umtanzten die Eisenbrecher und suchten nach Schwachstellen, doch Zwergenstahl gab nicht nach. Ihre Äxte blitzten unbeirrt, und jeder Tänzer, der zu nahe kam, wurde niedergestreckt.
So kam es, dass sich Drache und Tänzer schließlich auf der Flanke sammelten, um gemeinsam die Klankrieger zu brechen. Doch da standen sie: unbeugsam, die Standarte der Ahnen erhoben, und trieben die Elfen zurück. Schlag um Schlag, Schild an Schild, bis Thalendril Sturmgeweih selbst unterging – nicht in einem heldenhaften Duell, sondern in der schieren Masse aus Stahl, Zorn und Zwergenstarrsinn.
Als der Staub sich legte, standen die Zwerge als Sieger auf dem Feld. Ein knapper Sieg, errungen nicht durch List, sondern durch Ausdauer.
Doch kein Sieg bleibt ohne Narben. Thalendril, aus den Klauen des Todes zurückgerissen, erwachte mit einem Wahnsinn im Blick, der selbst seine Getreuen erzittern ließ. Von nun an würde er rasend in die Schlachten ziehen. Dwinbar Feuerbart hingegen, auf wundersame Weise den Klauen des Drachen entronnen, schrieb mit blutbefleckter Hand einen neuen Groll nieder: „Die Elfen von Athel Loren – niemals soll ihnen verziehen werden.“
Und so nahm auch der Ruhm neue Gestalt an: Die Armbrustschützen, die den Angriff der Dryaden zerschmettert hatten, gingen als Legende in die Chroniken der Karaks ein. Fortan, so sagt man, schlagen sie stets zuerst zu, selbst wenn der Feind glaubt, ihnen zuvorgekommen zu sein.
Denn so ist der Krieg in der Alten Welt: Jeder Sieg gebiert neue Helden – und neue Grollen.